Mit der Hand zu schreiben ist für mich wie Zeichnen. Es ist ein künstlerischer Akt, den jeder Mensch jeden Tag ganz einfach tun kann. Es macht mich glücklich mit dem Notizbüchlein in der Hand in einem Café zu sitzen, ohne einen rechteckigen Kasten, der wie ein „Vorsicht, Arbeit“-Schild zwischen mir und den anderen steht.
In der Grundschule habe ich erstmal total gelitten, weil wir mit Tinte in ein Schönschrift-Heft schreiben musste. Da ich Linkshänderin bin, habe ich die noch feuchte Tinte regelmäßig beim Schreiben verschmiert und musste es nochmal und nochmal schreiben.
Später dann, seit ich 10 war, habe ich täglich Tagebuch geschrieben. Das wurde für mich irgendwann total wichtig. Es war meine Parallelwelt, in der ich alles so beschreiben konnte, wie ich es mit meinen Augen sah. Denn mal ehrlich: wir sehen doch alle viel mehr als nur das, was im Alltag platz hat. Jeder Mensch nimmt mit seinen Sinnen anders war. Jeder Mensch könnte eine eigene Welt beschreiben.
Zu meinem 15 Geburtstag schenkte mir meine Mutter eine spinatgrüne Olympia-Schreibmaschine. Darauf konnte ich mit meinen Fingern richtig tölten. Es ist physisch eine ganz andere Anstrengung, Workout für die Hände sozusagen. Wir hatten schon einen ersten, lahmen PC zu Hause aber es war kein Vergleich zu diesem heftigen Getippe und Gedrücke auf meiner Olympia.
Danach, während des Studium, habe ich einige Jahre fast nur noch auf dem Laptop geschrieben. Meine einst sehr schöne Handschrift wurde in dieser Zeit immer krakeliger. Der Laptop fesselte mich an Orte mit Stromquellen. Das Schreiben auf dem Laptop ist ungleich schneller. Aber auch etwas weniger schön. Irgendwann hatte ich das Getippel satt und fing wieder an, wichtige Texte, erste Rohfassungen und die täglichen Affirmationen wieder mit der Hand zu schreiben.
Und es macht Spaß. Mit der Hand zu schreiben ist wie Zeichnen für jedermann. Es ist eine Art von Alltags-Kunst, die ich mir jetzt wieder gönne. Es ist ein sehr purer, verspielter Selbstausdruck.
Und je mehr man es tut, desto schöner sieht es aus. Meine Oma zum Beispiel hatte noch eine akkurate Handschrift. Ihre Postkarten sahen aus wie gedruckt. Sie konnte noch die alte Sütterlinschrift.
In gewisser Weise ist die Handschrift wie dein Fingerabdruck. Sie spiegelt etwas sehr persönliches von dir wieder: Deinen Ausdruck, deinen Schwung, deinen Humor und dein Tempo.
Jetzt möchte ich gerne wissen: Bei welcher Gelegenheit schreibst du mit der Hand?
Erzähl uns deine Geschichte! Schreib uns einfach einen Kommentar.
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Viel Spaß beim Schreiben!
Deine
Annette